Home
Nach oben

Peter Geist

 

Zerbeult, himmelwärts

 

Laudatio zur Verleihung des Peter-Huchel-Preises an Adolf Endler

 

 

„Meine ganze Welt ist kantig,/ und die Bäume sind verrückt./ Sage Wilhelm, sage Sauhirt,/ warum gehst du so gebückt.“. Als ich vor einiger Zeit auf diese Zeilen von Paul Scheerbart stieß, mußte ich an jenen Moment in einer schneeklaren Dezembernacht des Jahres 1989 denken, als Adolf Endler am Connewitzer Kreuz in Leipzig im Reden innehielt, nach oben blickte und lapidar bemerkte, da wäre nichts, aber auch gar nichts mehr dazwischen. Der gestirnte Sternenhimmel über uns war der gestirnte Sternenhimmel über uns. Leergeräumt. Das konnte jemand sagen, der Jahrzehnte gelernt hatte, diesen Auf-Blick auszuhalten.. Der seine Schichtenflotz-Welt dagegen gekantet hatte und eingeladen, in den verrückten Bäumen andere Bewegungsarten zu probieren.

Mit dem Peter Huchel Preis wird der herausragende Gedichtband des letzten Jahres geehrt; in diesem Jahr gebührt der Preis einer Auswahl aus dem lyrischen Schaffen aus 35 Jahren, einer Spanne, die die Hälfte gelebten Lebens umfaßt, und er gebührt einem Dichter, dessen Rang in der europäischen Literatur inzwischen kaum noch zu bestreiten ist. Es ist ein Auswahlband, der nach strengen Gültigkeitskriterien zusammengestellt wurde, und Adolf Endler wäre nicht Endler, hätte er nicht Auskunft über die Gründe des Aussparung des nicht unbeträchtlichen Verswerkes bis zum 35. Lebensjahr gegeben. Die die zum Teil harrschen Selbstzensuren: „Zeugnis eines teils großfressigen, teils versonnenen Junglyrikers“ ( zu „Kinder der Nibelungen“), „knäbische Agitpropgedichte“ („Erwacht ohne Furcht“), sie entspringen ästhetischen Erwägungen, die in einer „Erklärenden Notiz“ einleuchtend begründet werden. Es gehörte stets zum Faszinosum der Endlerschen Essays, daß sie bei aller politischen Verve auf wirkungsgerichtete Maßgaben dessen pochen,  was die Gelungenheit eines Gedichtes bestimmt: daß es eingefahrene Sehweisen durchstört, daß es die sprachlich stringente Berührung von Ungeahntem kundgibt. Um so größer war denn doch die Überraschung, in einem bereits 1952/53 geschriebenen, freilich erst in der Materialiensammlung „Krawarnewall“ publizierten Gedicht ganz und gar schon die Ingridenzien zu entdecken, die das Endlereske ausmachen: „Traumsplitter“  Die Vorliebe für schrille Lautballungen, die scharfen Endreimschläge, die in Gleisslicht getauchte Szenerie, die Wortketten der Beschädigung und Verletzung, die Starkverben schneller Bewegtheit, die Brüche, die Aussparungen, die Restbilder blühender Sehnsucht, der - mit Bachtin - groteske Realismus - alles da.  Nach seiner Übersiedelung in die „kunstfreundlichere“ DDR 1955, dem gehöriger Ärger mit dem westdeutschen Verfassungsschutz vorausgegangen war, konnte dieser Ansatz wohl eine Weile überlegt werden mit freundlicheren Bildern aus - ehe sie zugestellt wurde - vorgestellter Gesellschaftsvision und eingekernt in den Zeitbündnissen ... Traditionen, ehe er ihn einem weiteren Desillusionierungsschub überantwortete: das nach Endlers Auskunft erste Gedicht, das seinen poetologischen Kern aus dem Hoffens-Schlick befreite, war „Einem ungebrochenen Rezensenten“ - Es signalisierte ja nicht nur Verbundenheitssignale mit den Dichterfreunden und -freundinnen in der Ahnung weiterer Zernichtungseinbrüche, sondern geht darüber hinaus: Sind die ersten Zeilen durchaus noch verwandt der sanften Polemik etwa des Rainer Kirsch, so reißt die letzte Verszeile nun in der Tat eine existentielle Dimension auf, die über die in dieser Zeit in der jüngeren DDR-Lyrik üblichen Denk- und Verständigungekategorien hinauswies. Die letzte direkte Kontaktnahme mit einigen der angesprochenen Spezies von Rezensenten  fand zehn Jahre später statt, nachdem Endler zuvor einen Großteil der DDR-Literaturwissenschaft mit einer Gouvernante verglichen hatte, die den blühenden Garten der Poesie beschimpft.. Im April 1973 fand in Berlin beim Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR, o Genitiv, ein Kolloquium unter dem etwas hochtrabenden Titel „Welt im sozialistischen Gedicht“ statt, zu der, es war die kurze Spanne der Liberalisierung, auch Adolf Endler geladen war. Die Adressaten „Einiger Randbemerkungen, einiger Binsenweisheiten“ saßen also  im Saale, als Endler ihnen nach Verweisen auf Gedichte von Vallejo, Halas, zu verstehen gab: „Hört man sie nicht, die Stimmen derer, die das widerspruchsvolle Leben der Poesie zurechtschneiden wollen und dabei immer das Herz der Poesie zerschneiden?“. Es sei deshalb an die etwas untypische Rede vom „Herz der Poesie“ erinnert, weil dieser Kompaß der Leidenschaft verbündet war und ist, mit der Endler bedeutende und oft genug marginalisierte Dichtung gegen die Abschnittsbevollmächtigten der DDR-Literaturpolizei wie auch gegen die konjunkturellen In-aut-Listenverwalter verteidigte. Die Lyrikdebatten der sechziger und frühen siebziger Jahre hatten jedenfalls in Endler einen ihrer couragiertesten Kombattanten gefunden; die Folgen sind bekannt: Was in der „Düsteren Legende von Karl Mickel“ - im „Pudding der Apokalypse“ mit ausführlicherer Anmerkung zu den kulturpolitischen Hintergründen bedacht - den Mitstreiter der maßstabsetzenden Anthologie „In diesem besseren Land“ (1966) und nunmehr „Heros düsterer Ballade“ ereilt, war kaum weniger auf Endler selber gemünzt:

 

„Ob mit Eheringen, güldnen, ob mit Beilen

Zielten sie auf was man lustvoll schiebt.

(Drei Doktoren gründlich tilgen Mickels Zeilen,

Bis es keine auf der ganzen Welt mehr gibt.)

 

Eisig nunmehr, Heros düsterer Ballade,

Er skandierte: Each man kills the thing he loves.

Und sie taten es und schnürten ihn zum Rade.

Konnte keiner Englisch in dem Rund des Kaffs?“

 

Dieses Gedicht gehört ebenso wie die programmatische „Brennessel“, das ultimative „Lied vom Fleiß“ oder das titelgebende „Sandkorn“ zu den mittlerweile Klassischen Endler-Texten und zum unhintergehbaren Fundus der DDR-Lyrik. Sie konnten erst 1974 erscheinen - und avancierten unter damals Jugendlichen zum Erkennungszeichen. Nein, als „umfassende feindliche Stellungnahme in Lyrikform“, wie ein ganz geheimer Kritiker 1980 gut acht&bann-mäßig befand, habe ich den Band damals wohl wirklich nicht gelesen, aber die weiland angestrichenen Stellen  waren doch schon so etwas wie Signalwörter. In diesem Band nun ist die mäandrierende inhärente Ästhetik, flankiert durch Schutzumschlagauskünfte, gleichsam an einigen Oberflächen freigekratzt, während gleichzeitig ermuntert wird, den Mut für „Ausflüge in die Exorbitanz“ (Karl-Otto Burger) aufzubringen. Diesem Prinzip des „Hakenschlagens durch die literarische Landschaft“ ist Endler im übrigen bis heute treu geblieben, will heißen: Es waltet ein untergründiger Ehrgeiz, für jedwede normative Ästhetik  ungreifbar zu sein. In den sechziger Jahren raffiniert der Lyriker die Methode, Ideologie über Zitatcollagen und Hyperbeln zu destruieren. Gegen die eingeforderte „Himmelstapezierer“-Panegyrik setzt eine Gegenwelt des Berliner Hinterhof- und Kneipenmilieus, bevölkert mit Dachdecker Peschel, den „stets Geduckten, ewig Zuckersüßen“, die „Wirtin vom Feuchten Eck“, faschistoiden Hauswarten, Kiezköniginnen und -königen. Auch keine sozialromantische Attitüde, wenn: aus seinen Gedichten die Salpeterwände atmen: „Wenn der Dichter Endler seinen Kopf zum Fenster rausstreckt,/ Sieht er nach, ob die Müllkübel leer sind“ endigt Elke Erb das Poträtgedicht „Die Dichter wohnen in den Jahrhunderten“., und Dauerthema bis in die achtziger Jahre ist der Horror, eine menschenwürdige Wohnung zu finden. Dieser Hinterhofkosmos -durchaus korrespondierend mit dem Ofenall Uwe Gressmanns -, er wird besetzt von kichernden, fiependen, bellenden, grunzenden Geräuschen, als Leitlautung tönt, schrillt, kichert, irrlichterhaft ein Lachen Rabelaisscher und Chlebnikowscher Abkunft, das sich zum Hohnlachen steigert. Diese unverschämte Körperlichkeit, gewiß, sie wirft die Sinnlichkeit gegen die Instrumentierung von Körpermetaphern: „Nicht seit zwei Planjahrfünften - gelt, Bello? - den Herzschlag der Menschen verhört!“ (aus: „Prognostische Selbstverpflichtung“), sie stellt aber vorzugsweise Versehrung aus: „abgeschnittene Zunge“, das „blutige Lachen“, „Gesicht, von Gluten aufgerissen und zersägt“, „Die Augenhöhle wie die Lippe roh zerschlissen“- lange bevor in den achtziger Jahren die eher narzißtisch besetzten „Körperdiskurse“ Mode wurden, zentrieren viele Gedichte die Verletzbarkeit des Körpers. All dies ist zusammengestichelt durch schier unglaubliche Reimketten, vernäht mit Polemikspitzen und intertextuellen Fäden zu Nahverwandten wie Paul Gurk und Schwitters oder zu Günter Bruno Fuchs. Dessen SECHSZEILENGEDICHT:// Dies ist die erste Zeile./ Mit der zweiten beginnt mein Gedicht zu wachsen./ Wenn ich so weitermache, komme ich bald an den Schluß./ Die vierte Zeile hilft mir dabei.( Schönen Dank, vierte Zeile!)/ Der Gerichtsvollzieher, sage ich noch, trägt seine Eier ins Kuckucksnest./ So, ich habe meine Arbeit getan und lege mich schlafen.“// Was bei Fuchs noch als eher nette Arabeske daherkommt, wächst sich bei Endler im berühmten „Lied vom Fleiß“ zu einer monströsen Farce aus. 100 Zeilen verstechnisch perfekte Zeilenschinderei, an deren Ende der Tod steht: „Stolz verwundert/ Seh ich das Lied auf meinen Fleiß gereift./ Hier ist der Gipfel, hier die Zeile hundert:/ - Gebt mir den Strick da, doch gut eingeseift!“. „ich opponiere indessen gegen diese ständig zur Erstarrung und Abtötung des Lebens strebende Welt“, sagt eine Selbstauskunft. Und Mickel in seinem frühen, 1962 geschriebenen „Porträt A.E.“: „Der kann lachen und weinen/ Laßt auch uns nicht versteinen.“ Deshalb verhackstückte Idelogiefragmente, die in neuer Montierung jenen Tanguyischen Maschinen gleichen, die sinnlos und reizvoll die Mechanik der Arbeit simulieren. Im Grunde ist den meisten Gedichte Endlers eine Verve eingeschrieben gegen die depravierende Enteignung menschlicher Schöpferkraft in den funktionalen Zurichtungen einseitiger Arbeit: Das Lied vom Fleiß weiß davon ebenso ein garstig Lied zu krächzen wie die „Wiedererweckung“ (S. 173) An dieser Stelle will ich es mir nicht verbieten, jene wundervolle Liebeserklärung Wolfgang Hilbigs zu zitieren, die dem Endlerschen Lebendigungs-Gelächter auf den Grund geht: „ Jedes Mal, wenn man etwas von Dir liest, glaubt man, man müsse sich augenblicklich totlachen. Doch dann merkt man plötzlich, daß man schon tot war, und daß man sich wieder lebendig gelacht hat.“ Es ist freilich ein Lachen, das den tödlichen Unterboden nicht verleugnet: „Das Lachen, diese prachtvolle, ja geradezu lasterhafte Verschwendung, der der Mensch fähig ist, grenzt an das Nichts, gibt uns das Nichts als Unterpfand.“ (so der Oberkommandierende Gefreite André Breton in der „Anthologie des Schhwarzen Humors“).

1976 zählt Endler zu den Erstunterzeichnern der Biermann-Petition, in die kulturpolitische Eiszeit hinein wird der Autor als Mitverfasser eines Protestbriefes an Honecker 1979 aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Es entwickelt sich in der DDR ein von den staatlichen Institutionen weitgehend unabhängiges Literaturtableau, in dem Adolf Endler und Elke Erb eine Mentorfunktion übernehmen. Jedenfalls hatte sich der Wunsch Helmut Heißenbüttels aus dem Jahre 1983, es möge sich „eines Tages eine Endlergemeinde bilden“, bereits zu diesem Zeitpunkt erfüllt. Im jüngst erschienenen Band „Durchgangszimmer Prenzlauer Berg ist nachzulesen, welch nachgerade enthusiastisches Echo die Wohnzimmerlesungen erfuhren. „An ein paar Lesungen kann ich mich erinnern“, berichtet Barbara Fessmann. „Die allerschönste war die mit Adolf Endler bei Heiner Sylvester in der Dunckerstraße. Ich hatte Endler bis dahin live noch nicht erlebt, kannte nur ein paar Gedichte von ihm, mit denen ich allerdings nicht viel anfangen konnte. Das war mir damals peinlich, weil alle so von ihm schwärmten. Und dann las er dort seine Sachen vor, so lebendig und so witzig! Ich amüsierte mich köstlich und bekam endlich zu seinen Texten Zugang.“ Unvergeßlich für mich eine Lesung im Klubhaus in der Leipziger Steinstraße: Eigentlich sollte Bert Papenfuß lesen, nur war dessen Lesung verboten worden. Adolf Endler sprang kurzentschlossen ein und baute in einen seiner phantasmagorischen Devils Lake - Berichte aus dem Jahre 2010 eine Fernsehsendung ein, die das Jugendwerk des berühmten Dichters vorstellte. Es folgte eine Lesung Papenfußscher Texte, während der inkrimminierte Autor feixend in der ersten Reihe saß. Ich erwähne diese Episode vor allem deshalb, weil sie ein Schlaglicht wirft auf den unbedingten Einsatz von Brigitte und Adolf für junge Autoren, für die Ermutigungen: Die auch mal Rippenstöße sein konnten, die bspw. bei mir, der ich zwischen Universität und „Szene“ pendelte, zumindest einige Feigheiten bekämpfen halfen. Die Erinnerungsfragmente deuten an, daß die Fülle des alltäglich erlebten Absurden in den achtziger Jahren mehr und mehr in die Prosa floß, ein wucherndes Werk von Fachsprachen, Funktions- und Funktionärs-Grammatiken, Hinterhofdialogen und Kaderwelsch, Romanexposés und Dramolettes mit verschiedenen Spaltungsfiguren: Bobbi Bumke Bergermann, Robert F. Kellerman, Robert Bubi Blazezak.und und und. Doch auch die Lyrik begann mehr und mehr phantasmagorisch zu wuchern in der  Steigerungsform Schwarzen Humor Bretonscher Provenienz: schwärzester schwarzer Humor, Stakkati und Blitzbildgewitter, „fratzenhafte Gedichte“, in denen wir die Fratzen dieses Jahrhunderts erblicken, nachdem die die man mit „Moderne“ verharmlost.“Seien wir brüderlich zueinander....“ Es entstehen Gedichte, in denen „mit der Gefahr des Absturzes ins Irre-Sein wohl nicht nur kokettiert wird.“ Wenn z.B. „Das Sandkorn“ noch in alexandrinischer Stringenz das Gemeinwesen durchsetzt, sind sie im Plural Jahre später eher zersetzende Partikel, schutzarm imaginär und tödlich vor allem: „ich schließ meine augen/ ich schließ mich tief ein/ unter mein lid meine wimper/ sandkörner fallen verbrannt/ über fuß über wange und hand/ tödlicher sand“. Oder: „Mit Howhannes Thumerjan: „In Sommers Mittagsglut mein Herz Gefallen/ Am Boden ich Mein Ziel verlor ich Jüngst//Mein Täglichbrot Zerwürfnis Hohn Verleumdung/ Nicht schmäh ich länger das Exil das süße“.

Die „Hefte des irren Fürste“ wie auch zerspleißende Texte wie „Schwarzwolkpruetsch“, die Bedeutungszuweisen im Wortansatz bereits stören, sind wohl auch deshalb als Dokumente der Verstörung zu lesen, weil der Autor diese weitere Radikalisierung der Materialerhitzung nicht mehr traditionell-avantgardistisch als Weiterschreiten apostrophieren konnte. Wenn er etwa Georg Heyms „Deine Wimpern, die langen“ ummodelt in „Deine Blicke, die langen,/ Rührn mit riesigen Stangen/ Zoll für Zoll, Zoll für Zoll/ Hier das Menschengewimmel,/ Erster Koch Du im Himmel!“, dann beginnen waghalsige Balanceakte ins Ungesicherte, Erfahrungs-Verrrückung ins Extrem zu dehnen: Schuberts Winterreise und „ein übereitriger frühzeitig geafterter Seesack im wirbelnden Schnee“, wie soll das zusammengehen: Es geht zusammen in einer Versart, die restromantische Zitatpanzerungen und/oder das Formgestänge lyrischer Genres von Ghaseel bis  Sonett mit Menschlichem, Allzumenschlichem verfußt - und dabei das hervortreibt, was Bataille das „obszöne Werk“ genannt hat: In einer Schlicksprache, die die glatten Oberflächen gesellschaftlicher Konvention, nun ja, porentief verschnmutzt. Anders als in der postmodernen Spaßkultur, nach Alexander Kluge der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit, thematisiert Endler dabei immer noch die Fallhöhe: zum Plafond ehemaliger Hoffnungen ebenso wie zum Fond der Dichtungstradition. Die Destruktion phraseologischer Erkennungscodes wird nun ins Aberwitzige gertieben: „Die Zipfelmütze im Panzerschrank der Geschichte pendelt und stinkt, Kamerad!, hinkt wie von abgespreizter Ginster-Hand heimlich gezinkt, Kamerad!; der aus dem toten Winkel heraus nur noch mündlich gezipfelte Pendelschlag des Panzerschranks der Geschichte.“ „endlich kippt das alles kreischend ins Wüste und Kaputte um und sticht zerbeult sternenwärts“, bringt es E. auf den Punkt. Und auch der scheinbare Überhebungssatz „Wahrscheinlich bin ich der Erfinder der DDR.“. gewinnt Plausibilität, wenn man sich anschaut, wie die Texte als genaue Lagekorrelate, pralle Konstrukte und lyrische Polyedergebilde zugleich funktionieren. Ausdruck einer Freiheit, den Focus des Kalten Krieges neu zu vermessen.und die Derivate einer Ästhetik des Guten, Wahren, Schönen hineinzumontieren. Und in dieser Schrägsicht von außen-unten bringen sich die Texte ins Ultra-Täterätä und Ultra-Bimbam ins größere Deutschland ein: „Die DDR war für mich schon lange... sowas wie die Absurdität der Welt in der Nußschale. Vielleicht habe ich da die Bedeutung der DDR überschätzt. Die Absurdität der Welt ist natürlich geblieben, auch wenn die Nußschale geplatzt ist.“ Deshalb auch kein Ausweg „Schluß mit der Dichtkunst,/ Schluß mit dem lyrischen Krampf!“ O nein, auf ein „fadenscheiniges Protesvergißmeinnicht, fiepend;/ und mit grinsend verblühender Pfote -„ dürfen wir uns weiterhin gefaßt machen. - „Hörts nie auf das Kreischen und Brechen?“