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Peter Geist

Die wandlose Werkstatt – Versuch, mit der „Sächsischen Dichterschule“ literaturhistorisch umzugehen

Es gibt Gegenstände für den Literaturwissenschaftler, denen er sich nur bedingt mit kühlem analytischen Blick zuwenden kann. Das Thema „Sächsische Dichterschule“ ist ein solcher Gegenstand. Denn es waren zu einem hohen Anteil am Lesevolumen Gedichte von Autorinnen und Autoren dieser Gruppierung, die in den entscheidenden Jahren struktureller Bewußtseinsprägung zwischen Pubertät und jungem Mannesalter mein Verständnis von guter Lyrik, von möglichen Funktionen der Dichtung in den gesellschaftlichen Diskursen geprägt haben. Es waren, nachdem ich Mitte der siebziger Jahre nach Leipzig zum Studieren kam, die Begegnungen mit Adolf Endler und Volker Braun, Elke Erb und Peter Gosse, Heinz Czechowski und Rainer Kirsch, Andreas Reimann und Adel Karasholi, welche die Begeisterung für Poesie weiter nährten. Nicht zu vergessen meine universitären Lehrer und späteren Kollegen Christel und Walfried Hartinger, Klaus Schuhmann, Klaus Werner, in näherer Ferne Silvia und Dieter Schlenstedt, Ursula Heukenkamp und Helmut John, die mir halfen, den Enthusiasmus für literaturwissenschaftliche Arbeit produktiv zu machen, ohne ihn verleugnen zu müssen. 25 Jahre, eine halbe Revolution und eine ganze Restauration später sehe ich keine Veranlassung, diese Prägungen zu verleugnen, im Gegenteil. Denn diese Hochschullehrer gehörten zu den nicht gerade massenhaft in Erscheinung tretenden  DDR-Intellektuellen, die nichtopportunistisch die abgedroschenen Vokabeln von Gerechtigkeit, Solidarität oder Sozialismus im Munde führen konnten, die sich für die Dichtung ihrer Generation einsetzten gegen die Dummheit der Apparate.  

Allerdings ist der Begriff „Sächsische Dichterschule“[1] eher neueren Datums. Wiewohl sich der 1978 von Adolf Endler eher ironisch eingeführte Begriff seit Anfang der neunziger Jahre in der Literaturgeschichtsschreibung durchgesetzt hat, mangelt es weiter an einer stringenten Begriffseinkreisung sowie an Übereinkünften darüber, wer dieser Gruppe denn nun eigentlich zugehört und wer nicht. Schon auf der Ebene der Begriffsverwendung gibt es keinen Konsens. Adolf Endler, der in ersten Überblicken über die relevante Lyrik aus der DDR in den sechziger Jahren zunächst emphatisch von „Dichterplejade“, neutral von der „mittleren Dichtergeneration“ oder „Ensemble“[2] spricht, akzentuiert den Begriff produktionsästhetisch, d.h. es geht um Austausch, Zuspruch, Appell, gemeinsame Aktivitäten unter Dichterinnen und Dichtern. Elke Erb fand hierfür den wunderbaren Topos von der „wandlosen Werkstatt“[3]. Endler bekräftigt 1978:

„Fraglos dominiert heute in unserer Lyrik - und die vorliegenden Anthologien bestätigen es nun wohl auch dem Störrischsten, ohne Frage bildet heute jene ‚Generation’ die maßstabge­bende Vorhut in unserer Lyrik, die man die ‚mittlere’ nennt: sie stellt die handwerklich verläßlichsten Autoren, von ihr kommen die ‚großen Würfe’.“[4]

 

Endler nennt dezidiert Sarah Kirsch,  Heinz Czechows­ki, Volker Braun, Karl Mickel, Rainer Kirsch, Uwe Greß­mann, Bernd Jentzsch, „wie auch einige minor poets aus die­sem Umkreis, die weniger spektakulär aufgetreten sind, Ri­chard Leising oder B.K. Tragelehn[5], und schließt an:

 

Was soll der Vorwurf der Gruppenpropaganda, den man dem für diese Autoren ent­flammten Rezensenten immer wieder vor die Tür kehrt? Stammt der Rezensent aus Dresden an der Elbe oder aus Düsseldorf-Itter am Rhein? Ihn verbindet mit diesen Autoren, daß er wie sie alle um 1960 in die DDR-Literatur eingetreten ist, d.h. ans Licht unserer Öffentlichkeit und ins vorwiegend Dunkle eines Jahrzehnts heftigster literarischer, ästhetischer, kulturpolitischer Auseinandersetzungen, die sich verblüffenderweise inzwischen als produktiv erwiesen haben - der gleichzeitige Eintritt dieser Poeten in die Literaturwelt ist übrigens ein weitaus wesentlicheres Faktum bei der Herausbildung dieser literarischen ‚Generation’ als das Geburtsdatum; Uwe Greßmann wurde 1933 geboren, Bernd Jentzsch 1940. Also doch: Gruppe oder Clique? Sarah Kirsch spricht gern von ‚unserer Truppe’, wobei sie aller­dings nichts Militärisches, sondern so etwas wie eine zirzensische Attraktion meint: Hochtrapez! Auf die Gefahr hin, mit Herrn Josef Nadler verwechselt zu werden, könnte man auch von einer Dresdener, besser: Sächsischen Dichterschule sprechen; denn fast alle diese Autoren stammen aus Sachsen, die meisten aus Dresden, und die Spuren ihrer Herkunft ha­ben sich nicht nur in thematischer Hinsicht ihren Gedichten mitgeteilt: ess gibt eine spezifische Dresdener Kulturtradition - o Hoheit und Solidität der Dresdener Opernkultur mit Richard Strauß und Ernst von Schuch und was nicht noch alles -, der sich z.B. Tragelehn und Braun, vor allem aber Czechowski und Mickel hoch bewußt sind (man erfährt es nicht nur gesprächsweise), und es gab den für das Werk dieser Autoren ebenso entscheidenden Tag, an dem der alte Gerhart Hauptmann auf den Hügeln über Dresden in Tränen ausbrach, die Augen brandgerötet.“[6]

 

Gerrit-Jan Berendse, der 1990 die erste umfassende Arbeit über diese Dichtergruppe vorlegte, macht, an Endler/ Erb anschließend, den „extremen Hang zum Austausch“[7] als Gruppenkriterium geltend. Auch Wolfgang Emmerich folgt in seiner „Kleinen Literaturgeschichte der DDR“[8] diesem Ansatz, führt beweiskräftig Sarah Kirschs schnoddrige Apostrophierung einer „Teamwork- Attitüde“ ins Feld und fundiert das Gruppenphänomen durch Charakterisierungen Rainer Kirschs, auf die noch zurückgekommen werden wird. Hermann Korte dagegen fasst in seinen Darstellungen zur Geschichte der deutschen Lyrik nach 1945 den Begriff zunächst vom Generationseinsatz her, um dann aber in systemtheoretischem Anhauch politische Verhältnisse und die reglementiert-eingeschränkte Öffentlichkeitsstruktur zur Erklärung anzuführen, ganz nach dem berüchtigten Maronschen Kuhstall-Syndrom des menschelnden Miefs in der DDR. Es überrascht dann wenig, wenn er resümiert:

„Diese Sächsische Dichterschule war ein Kuriosum innerhalb der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Sie wäre - eine wichtige Voraussetzung für die Gruppenbildung - ohne die sozio-kulturellen Bedingungen der DDR gar nicht denkbar gewesen. Die nicht zuletzt durch rigide Reiseverbote und Abgrenzungsrituale vollzogene Isolation des sozialistischen Staates hatte eine Art kulturelle Insellage geschaffen. Wer schrieb, kannte sich. Und wer professionell zu schreiben begann in der DDR, war auf staatliche Anerkennung der eigenen Profession angewiesen. Um zur Gruppe der jungen Dichterinnen und Dichter zu gehören, waren Selektionen nötig. Ein staatlicher Apparat befaßte sich mit jenem Auswahlprozeß, bis zuletzt sogar auch das Ministerium für Staatssicherheit sowie eine die Literatur reglementierende und regulierende Kultusbürokratie, die ein Monopol auf alle literarischen Zugangsberechtigungen hatte, und überließ nichts dem Zufall, was in Zeitschriften und Büchern veröffentlicht wurde, wer in welchem Verlag was in welcher Auflage und auf welchem Papier publizierte, wer rezensiert und wer, wie zum Beispiel Endler, fast jahrzehntelang nicht rezensiert wurde.

Zur Professionalität von Schreiben unter solchen Bedingungen gehört freilich auch, daß man das System professionell zu durchschauen beginnt und in Grenzen sogar für sich ausnutzen kann, bis hin zur Formulierung von Kritik, die dann ein Publikum aufhorchen läßt und, wie öfter geschehen, sogar den Ministerrat auf den Plan ruft. Die Sächsische Dichterschule jedenfalls hat von ihrer Kenntnis des Systems erfolgreich Gebrauch gemacht. Sie eroberte sich im Laufe der Zeit ein Lesepublikum, obwohl oder gerade weil sie von Anfang an bei der offi­ziellen Kulturspitze nicht gern gesehen und sogar angefeindet wurde. Zudem rasch im Westen bekannt geworden, hatten die meisten Lyriker eine Position, die ihren Stimmen in den öffentlichen Lyrikdiskussionen der 60er Jahre besonderes Gewicht verlieh.“[9]

Die Dichtergruppierung erscheint hier weitgehend als ein Ausfluß der Bedingungen reglementierter Öffentlichkeit, die nun freilich für alle Einwohnenden galten. Konsequenterweise – „wer schrieb, kannte sich“ – hätte demnach die gesamte Lyrik-Community als „Sächsische Dichterschule“ firmieren können, zumal sich der Eigenanteil der Dichtenden im Spiel mit der Macht nach Korte ja nur auf clevere Re-Aktionen zu beschränken hatte. Was in diesen totalitarismustheoretischen Erklärungsmustern notwendigerweise unterschlagen werden muß, ist eine genauere Betrachtung der Wechselwirkungen zwischen literarischen Akteuren, gesellschaftlichen Faktoren wie Aufnahmebereitschaft und Resonanz bei Lesungen und Veröffentlichungen, dem Pufferspiel von Verlagen, Zeitschriften, Institutionen, den unterschiedlichen Positionierungen von Literaturwissenschaftlern, Kritikern, Lektoren. Doch wenn man vom simplen Gegensatz: hie die Dichter – dort das starre Überwachungssystem ausgeht, bekommt man diese etwas subtileren Mechanismen und Prozesse schlecht in das Blickfeld.

Der im Attribut „sächsisch“ anklingenden Versuchung, diese Autorengruppierung vor allem regional zu verorten, ist die literaturhistorische Forschung interessanterweise nicht gefolgt. Gern wird zwar auf die Dresdener Braun, Mickel, Tragelehn und Czechowski, den Döbelner Rainer Kirsch, den Chemnitzer Richard Leising, den Plauener Bernd Jentzsch, den Oelsnitzer Reiner Kunze und den Meißener Wulf Kirsten verwiesen, jedoch nie, ohne ein „aber“ anzufügen und auf die Rheinland-Berliner Endler /Erb, die Reinberliner Uwe Greßmann und Kurt Bartsch und den Hamburg-Berliner Wolf Biermann hinzuweisen[10].

Bei Berendse ist es gar eine „Neunzehner Bande“[11], die die „Sächsische Dichterschule“ konstituiert, außer den Genannten zählt er die Nichtsachsen Inge Müller, Walter Werner, Kito Lorenc und Thomas Brasch dazu. Um die Verwirrung noch etwas zu vergrößern, füge ich zwei Fragen und eine Beobachtung an: Wenn denn gegenseitige Widmungsgedichte und das erkennbare Rekurrieren auf eine gemeinsame poetologische Basis Indikatoren der Gruppenzugehörigkeit sind, wie steht es dann mit den Leipziger Maurer-Schülern Andreas Reimann, Peter Gosse, Adel Karasholi, wie mit den Hallensern Manfred Jendryschik und Axel Schulze, wie mit dem Dresdener Manfred Streubel, allesamt Gleichaltrige übrigens? Ist es, bei einiger Kenntnis gruppenpsychologischer Zusammenhänge, eigentlich denkbar, tendenzielle Autisten wie Biermann, Kunze, Brasch oder Greßmann so unbesehen dieser Gruppe zuzuordnen? Bei einem Treffen Anfang der neunziger Jahre im Gohliser Schlößchen, das der „Sächsischen Dichterschule“ veranstaltet wurde, beobachtete ich mit nicht geringem Erstaunen, dass sich der frisch gekürte Politiker Uwe Grüning offensichtlich einbegriff, wie auch die einer nächsten Generation angehörigen, poetologisch jedoch eng verbundenen Dichter Thomas Rosenlöcher und Wilhelm Bartsch ihr Scherflein zum Gelingen der Veranstaltung beitrugen. Warum, wäre anzuschließen, nicht diese Traditionslinie verlängern und etwa die Chemnitzerin Kerstin Hensel oder den Leipziger Ralph Grüneberger mitzählen? Beiseite gesprochen und überleitend: Niemand ist bisher auf die Idee verfallen, den Meuselwitzer Altersgefährten der Braun-Mickel-Generation Wolfgang Hilbig der „Sächsischen Dichterschule“ zuzuschlagen – aus gutem Grund. Denn neben der Generationslagerung spielen in der literarischen Gruppenbildung poetologische Konsensbildungsprozesse eine ebenso große Rolle wie das Arsenal gruppenstärkender Riten, von Verbundenheitssignalen, von gemeinsamen Arbeitsaktivitäten und osmotischen Zeichenstellungen an den Scheidewänden zwischen Öffentlichkeitssphäre und Privatem, die double-bind-Effekte ebenso zeitigen wie quasi-verschwörerische Codierungen, die die inoffiziellen Zwitschermaschinen am Laufen halten. Eine solche Gruppendynamik, die noch jeder Künstlergruppe vom „Jüngsten Deutschland“ über den „Blauen Reiter“ oder den Züricher Dadaisten widerfuhr, bestimmte auch die Konstituierung der anderthalb Jahrzehnte später so genannten „Sächsischen Dichterschule“. Wie modifizierte sich dieses Zusammenballungsgeschehen innerhalb einer Generation konkret, welche Rückschlüsse sind auf die historische und personelle Verortung der „Sächsischen Dichterschule“ zu ziehen?

Mir scheint eine jüngere Äußerung Volker Brauns symptomatisch zu sein für die spezifische Kombination von Sozialisation und Ausbildung der künstlerischen Subjektivität:

„Ich habe die sogenannte Vergeblichkeit erlebt. - Aber was sind so allgemeine Begriffe gegen die akute Erfahrung. Was ist das lähmende Bewußtsein, daß alles ins Nichts läuft, gegen die Kraft der Sinne, die Lust, das Entsetzen. Ich bin, in meinen Fasern, nicht der Macht verhaftet. Apparate, Parteien und ihr abgelebter Geist, das mag zum Teufel gehn. Das macht mich lachen. Das hilft mir nicht. Meine Natur nährt eine rohere Kost. Ich wuchs in Trümmern auf, und unter Brüdern, ich trank die Milch einer Witwe. Ich schmeckte Gerechtigkeit, ich atmete Despotie. Mein Widerstand wohnt im Gewebe, mein Gram, mein Verlangen.”[12]

Dieses Bekenntnis in seiner Darmstädter Rede zur Entgegennahme des Georg-Büchner-Preises im Oktober 2000 komprimiert die lebenslange Antriebskraft der Braunschen Poesie. Sie nimmt ihren Ausgang in elementaren Erfahrungen: Die Mutter hatte fünf Söhne ohne den Vater - der in den letzten Kriegstagen 1945 fiel - durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre zu bringen, was wohl ohne wortwörtlich zu nehmende Brüderlichkeit kaum möglich gewesen wäre. Der Fünfjährige erlebte in der Vernichtung Dresdens den „entsetzliche(n) Widerspruch von Grauen und Schönheit, die Wirkung von Tod und Kunst“, die ihm unabweislich „die Geschichte in ein scharfes Licht (rückte), als etwas Gewaltsames und Offenes, das Anteilnahme und Widerspruch erfordert.“ Aufgewachsen in der „Ziegelsteppe“ der Ruinen, „ausgehungert nach Schönheit“[13], sind fürderhin Lebensimpulse und Schreibstoff unlöslich miteinander verbunden: „Die Suche nach dem Stoff (zum Schreiben, zum Leben), um gegebenenfalls den Tod zu finden. Die Mechanismen des Zeitalters auseinanderschrauben, die Beziehungen zerfasern nach dem geheimen Blut der Geschichte.”[14] Diese ans unmittelbar Vitale anschießende Suche beglaubigt die das gesamte Werk bestimmende Orientierung auf die Bedingungen wirklich reichhaltiger Entfaltungsmöglichkeit von Individualität, die aber den und die anderen mitdenken muß: „Die anderen die Gleichen: die langsame Formel, die mit Leben zu füllen ist womit womit womit? Oder vom Tod.“[15]

Der Eintritt einer neuen Dichtergeneration Anfang der sechziger Jahre erfolgte in einer bis dato nicht gekannten eruptiven Kraft. Sie waren „Jung, nicht von Kriegen entstellt. Herrn ihres meßbaren Tags“ (R. Kirsch), die meisten von ihnen studierten, u.a. Ökonomie (Mickel), Biologie (S.Kirsch),  Geschichte und Philosophie (R. Kirsch), Germanistik und Kunstgeschichte (B. Jentzsch), Philosophie (V. Braun) und landeten früher oder später im Lyrikkurs des Literaturinstituts bei Georg Maurer. Initialereignisse in der Konstituierungsphase waren sicher die 1961 von Gerhard Wolf besorgte Anthologie „Bekanntschaft mit uns selbst“[16], in der Mickel, Jentzsch, Czechowski, aber auch Klaus Steinhausen und Werner Bräunig debütierten, das Gesamtunternehmen der Zeitschrift „Junge Kunst“, in der Mickel als Redakteur arbeitete, und natürlich die berühmte Lesung vom Dezember 1962 in der Berliner Akademie der Künste. Auf ihr stellte Stephan Hermlin einige der jungen Lyriker vor, darunter Biermann, die Kirschs, Braun, Greßmann und Jentzsch. Zuvor hatten 144 „Unbekannte“ 1250 Gedichte auf Zeitungsinserate hin an die Akademie der Künste geschickt. Der Abend, zunächst auch offiziell als Erfolg gewertet, löste die „Lyrikwelle“ aus, der Initiator ging jedoch alsbald nach heftiger Kritik seitens einiger Kulturpolitiker seines Postens als stellvertretender Akademie-Sekretär verlustig. Der Eintritt der Jungen in die Öffentlichkeit verhalf ihnen zu einer Popularität, von der Kollegen im Westen nur träumen konnten, und war durch ein jugendliches Selbstbewußtsein getragen, das erst einmal so leicht nichts erschüttern konnte und noch in den rasch folgenden Zurückweisungen von höchster Stelle – namentlich Ulbricht, Verner und Kurella – Bestätigung erfuhr[17]. Nicht zu Unrecht apostrophierte später Peter Gosse diesen Aufbruch einer Lyrikergerneration als ikarischen Aufschwung[18]. In der Geschichtsschreibung wird immer wieder darauf verwiesen, dass nach dem Mauerbau eine neue Restriktionswelle gegen unliebsame Intellektuelle das Klima bestimmte – Stichworte wären die Kampagne gegen Hans Mayer 1963, die Ablösung Peter Huchels als Chefredakteur von „Sinn und Form“, der Parteiausschluß Biermanns 1963 und die drakonischen Strafmaßnahmen gegen Heiner Müller nach dem Verbot der „Umsiedler“-Inszenierung, die auch den Co-Regisseur B.K. Tragelehn betrafen. Andererseits berechtigte die Zeit nach dem Mauerbau durchaus zu Hoffnungen, nach dieser zweiten Geburt der DDR einen demokratischen Umbau auf sozialistischer Grundlage in Angriff nehmen zu können. Nicht nur Liberalisierungstendenzen in der Kulturpolitik 1963 bis 1965, sondern auch das „Neue Ökonomische System der Planung und Leitung“ (NÖSPL) oder das Jugendkommunique 1963 schienen hinreichend Signale liefern zu können, sich zukunftsoffen in die innersozialistischen Widersprüche verstricken zu können. In dieser Gemengelage schrieben die jungen Dichter nicht nur Gedichte, die – auch an die „alten Genossen“[19] (R. Kirsch) gerichtet – ihren „Anspruch“[20] (V.Braun) auf entschiedene Mitsprache in ihren Lebensangelegenheiten formulierten, sondern sie entwickelten auch eine gemeinsame ästhetische Plattform, die die Individualpoetiken trug. Die Forum-Lyrikdebatte 1965/66 und die Ereignisse um die Endler/Mickel-Anthologie „In diesem besseren Land“ bzw. den Schreck-Schuß „Saison für Lyrik“[21] stärkten diese gemeinsame Arbeitsgrundlage und ließen die jüngeren Dichter, die ohnehin in der Kritik der „Gruppenbildung“ verdächtigt wurden, enger zusammenrücken. Volker Brauns späte Einlassung über den Stoff zum Leben / Schreiben macht auf einige Grundkonstituenten dieses Agreements aufmerksam: So der enge Aufeinanderbezug von Leben und Schreiben, von geschichtlicher Vergewisserung, politischem Insistieren, erotischem Begehren, sinnlichem Lebensdetail und ästhetischer Reflexion. Signifikation von erfahrener Welt und immenser Kunstanspruch bildeten eine Einheit. Hinter diesen Maximen verbarg sich ein deutlicher Affront gegen die blutleere Liedlyrik und affirmative Panegyrik der fünfziger Jahre, in der eine „lehrhaft arrangierte Identität von nicht gegenständlich und konkret faßbarem Individuum und historischem oder gesellschaftlichem Subjekt“[22] (Elke Erb) vorherrschte. Rainer Kirschs Charakterisierung in einem Essay über Karl Mickel aus dem Jahre 1976 trifft den gemeinsamen poetologischen Kern:

„Unter den Autoren der mittleren Generation in der DDR gibt es heute elf oder zwölf, die gute Gedichte schreiben; das erstaunliche Phänomen ist bisher auch im Inland kaum zur Kenntnis genommen, viel weniger gewürdigt oder auf seine Gründe untersucht. (...)Unter jenem Dutzend sind drei oder vier, deren beste Arbeiten höchstem Anspruch standhalten, (...) Ihrer Methode gemeinsam ist Genauigkeit in der Behandlung des Gegenstands - das Charakteristische regiert das Ästhetische -, scharfes, am Marxismus geschultes Reflektieren der Epoche und das bewußte Weiterarbeiten klassischer poetischer Techniken. Wenn deren Hauptkategorien Strenge und Ein­fachheit sind, und wir einräumen, daß Einfachheit nicht an umlaufenden Vorstellungen von Verständlichkeit, sondern an der Durchleuchtung des Gegenstandes zu messen sei, ist Mickel ein klassischer Dichter.“[23]

Die Kategorie „Genauigkeit“ freilich hat Kirsch von einem älteren Dichter übernommen, den die „Sächsische Dichterschule“ zu Recht als ihren Lehrer ansah und dem sie Jahrzehnte über seinen frühen Tod 1971 hinaus in Form von Gedenk-Lesungen ehrenden Tribut zollte. Mickel hat in seiner Rede zur Eröffnung der Maurer-Ausstellung im Leipziger Literaturinstitut 1997 noch einmal nachdrücklich auf diese „connection“ verwiesen und im übrigen ein weiteres gruppenkonstituierendes Moment ironisch angesprochen, die quasi-verschwörerische Berufung der jungen Dichter auf den entlegensten der deutschen Klassiker, auf Klopstock. Das Pathos radikaler Subjekt-Erhebung ins Kosmisch-Gigantisch-Allgemeine, narzistische Omnipotenzphantasien erfolgsverwöhnter junger Künstler, der Wille zum großen Kunstwerk, die Gruppenmaske imponierfähigen Erlesenheitshabitus`, der Geschichtsbemächtigungsgestus – das Motivationsgefüge ist sicher komplex gewesen, auch wenn Mickel die politisch-kunsttechnologische Formel der „harten Fügung“ akzentuiert:

 

„Die Besuche bei Maurer waren Raum-Zeit-Reisen.Wir trafen am jeweils gleichen Ort zu verschiedenen Zeiten mit ihm zusammen. Wenn er am Morgen uns begrüßte, war es Abend, und, wenn wir am Abend uns verabschiedeten, war die Nacht weg.Wenn derTag sich neigte, ging die Sonne auf über dem Gohliser Schlößchen, lunsten am Schwielow-See graue Katzen nach frühenVögeln.

Unsere Zusammenkünfte fügten sich zu Symposien; wir tranken Ostblock-Weine, die gut gekühlt genossen werden mußten. In der Geisterstunde sagte Maurer: “Wir wollen jetzt etwas essen, damit wir wieder rauchen können“. Er rauchte Zigarren aus Dingelstedt; eine kolbenförmige Sumatra, namens Flora, war das favorisierte Produkt. Die Pinzette führte die letzten 8 mm zum Munde: „Kein Organismus ist lebensfähig ohne ein Quentchen Gift.“

Wer saß am Tische? Ich erinnere mich deutlich an Braun, Czechowski, Bernd Jentzsch, Sarah und Rainer Kirsch, an Tragelehn, an Goldmann den Komponisten; gelegentlich hospitierte Irmtraud Morgner.Wir waren sämtlich Anfänger und standen im Begriffe, andere Götter neben Brecht, unserem Jupiter Optimus Maximus, zu etablieren. Ein sonderbarer Geist war uns erschienen.

BRAUN (sich im Sessel räkelnd; ganz im Wertherischen Tone, jedoch sächsisch genuschelt): Oh Klopstock!

Maurer, (die gradsitzende Brille schief rückend, pianissinio): Jaa, Brockes.

Der Dichter der harten Fügungen hatte uns eingenommen; die Revolutions-Oden: Jubel und Fluch kollidieren unvermittelt, dergestalt, daß Dieser von Jenem, Jener von Diesem nicht relativiert wird. Wir waren enthusiasmiert für den politischen Klopstock. Der XX. Parteitag der KPdSU (B), Chrustschows Resumé der Sozialistischen Schreckensherrschaft, persönliche Erfahrungen, etwa die Umsiedlerin-Premiere, deren Folgen Tragelehn hart ge­troffen hatten: mußten nicht wir, wie seinerzeit intitatis mutandis Klopstock, mit kontradiktorischen, gleichermaßen gültigen Einsichten hinfort existieren und dich­ten?

Maurer sprach von Brockes und entwickelte den Begriff Genauigkeit als Poetisches Prinzip. Er lenkte nicht ab von unserem Gegenstand, vielmehr ergriff er ihn, verstanden wir, aus größerer Distanz. Im Dschungel, den wir Welt nennen, ist jedwedes Phänomen des unverwandten Blickes jederzeit wert: da es ja wirklich ist. Äußerste Vorsicht bei Folgerungen! - der Dichter verfahre diesbezüglich wie der bedachte Wissenschaftler. Selbst das Staunen, welches das Auffassen des Gegenstandes initi­iert und die Beobachtung unausgesetzt zu begleiten hat, sei Objekt skeptischer Reflektion.“[24]

Die unverkennbare Mickelsche Diktion sollte an dieser Stelle nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier auf eine gemeinsame Bewußtseinsbildung rekurriert wird, in deren Kern jener „Traum von einer Sache“, das Einholen der historischen Dynamik des Marxismus mittels konsequent verfolgten dialektisch-historischen Materialismus in Kunstdingen realisiert werden sollte. Das verschaffte eine zweifache Überlegenheit: gegenüber der abgelebt-müden Endmoderne des Westens wie gegenüber den geschichtslosen bzw. geschichtsverfälschenden Doktrin der offiziösen DDR-Ideologie. Dieses Avantgarde-Bewußtsein verband in den frühen sechziger Jahren DDR-Intellktuelle sehr unterschiedlicher Provenienz, Peter Hacks und Heiner Müller, Karl Mickel und Volker Braun, den Havemann der „Dialektik ohne Dogma“-Vorlesungen und den frühen Systemphilosophen Georg Klaus. Es muß daran erinnert weren, dass auch im Westen alle linken Zeichen auf Sturm standen und es schien, als stünde ein weltweiter Siegeszug eines erneuerten Marxismus bevor, der die stalinistischen Kinderschuhe seiner pseudosozialistischen Praxis abzustreifen im Begriffe stand.

Unter diesen geschichtsphilosophischen, ästhetischen und poetologischen Auspizien ist die „Sächsische Dichterschule“ als Segment einer umfassenderen Aufbruchsbewegung unter jüngeren DDR-Intellektuellen zu begreifen, die spätestens mit dem 11. Plenum düpiert wurde, nichtsdestotrotz eine entscheidende Wirkungsmächtigkeit im geistigen Leben der DDR entfalten konnte. Die frühen sechziger Jahre waren durch intensive Austauschverhältnisse offiziöser, halboffiziöser und inoffziöser Natur unter den Akteuren gekennzeichnet: Man traf sich auf Lesungen, Sitzungen des Deutschen Schriftstellerverbandes, in den Redaktionsräumen der „Jungen Kunst“ oder des „Forum“, im Leipziger Literaturinstitut oder an der Universität und natürlich in Wohnungen. Zum Freundeskreis um den Komponisten Paul Dessau gehörten zu dieser Zeit Heiner Müller, Karl Mickel, Volker Braun, die Komponisten Goldmann und Schenker. Im „Neuen Friedrichshagener Dichterkreis“ um Johannes Bobrowski konnte man mitunter auch Karl Mickel treffen, bei Erich Arendt, berichtet Sarah Kirsch, lasen Endler, Erb, Grüning, Mickel, Czechowski, die Kirschs ihre Arbeiten gegenseitig vor.  Bilder aus den Lyrikseminaren von Maurer zeigen u.a. die Dichter Adel Karasholi, Andreas Reimann, Reinhard Bernhof, Heinz Czechowski, Axel Schulze, Sarah und Rainer Kirsch. Ein Gruppenfoto, das Mitte der sechziger Jahre in der Wohnung Wolf Biermanns entstand, zeigt die Kirschs, Kurt Bartsch und Fritz Rudolf Fries. Diese Aufzählung mag eine Vernetzungsdichte von Bekanntschaften, Freundschaften, Arbeitsbündnissen andeuten, die auch implizierte, dass sich Kreise vielfach überschnitten. In Literaturgeschichten wird zu Recht hervorgehoben, dass nirgendwo in der neueren deutschen Literatur in dieser Zeit so viele Gedichte entstanden, in denen „Kollegen an Kollegen sich wenden, sich gegenseitig zitieren, erinnern, ermahnen oder ein Porträt zeichnen usw.“[25]. Einige dieser Gedichte haben inzwischen einen klassischen Status erlangt, so der erotische Sonettenwettstreit zwischen Mickel und Rainer Kirsch[26], so Mickels „Bier. An Leising“[27], so Endlers „Düstere Legende vom Karl Mickel“[28]:

...

Ob mit Eheringen, güldnen, ob mit Beilen

Zielten sie auf was man lustvoll schiebt.

(Drei Doktoren gründlich tilgen Mickels Zeilen,

Bis es keine auf der ganzen Welt mehr gibt.)

 

Eisig nunmehr, Heros düsterer Ballade,

Er skandierte: Each man kills the thing he loves.

Und sie taten es und schnürten ihn zum Rade.

Konnte keiner Englisch in dem Rund des Kaffs?

 

Anders als bei den Surrealisten gab es keine gemeinsame Manifestplattform, keine Bretonschen Wächter über die Einhaltung geräuschvoll geschlossener Gruppenvereinbarungen. Das eigentlich Erstaunliche ist, dass hier sehr unterschiedliche Individualitäten aufeinandertrafen, die zwanglos kollektive Verbindlichkeiten eingehen konnten. 1977 weist Elke Erb in ihrem Nachwort zu Sarah Kirschs Auswahlband „Musik auf dem Wasser“ auf das Finden eines gemeinsamen Tons hin, der

„beliebig unterschiedlichen Versen beliebig vieler anderer Dichter  (auch derer, die sie liebt und die sie lehrten)  gemeinsam ist, einen Ton, der jene Verse (auch meine)  hineinlauten läßt in ein bestimmtes, jeweils vorgegebenes kollektives Tönen“[29].

Es entwickelt sich ein reflexives und zirkuläres Spiel von Verhüllung und Enthüllung, Entgegnung und Begegnung, das noch in den Assimilationenen fremder Rede (von Hölderlin und Brecht bis zu den Gefährten) ein oszillierendes Weiterarbeiten an den jeweils eigenen poetischen Techniken gebietet. Dieses lebendige Ineinander von Lernen und Lehren – „oft, wenn wir etwas taten oder schrieben, fragten wir: Was würde Maurer dazu sagen?“[30], bekennt Sarah Kirsch 1973 – erfüllte den ironisch intendierten Begriff „Dichterschule“ mit einer durchaus positiven Konnotation.

Noch Gedichte in den siebziger Jahren erinnern wehmütig an die einstige „Truppe“ (Sarah Kirsch): Volker Brauns „Der Müggelsee“[31], Sarah Kirschs „Reisezehrung“ wissen ein melancholisches Liedchen zu singen:

Als die Eulen zu fliegen begannen, die Käuze

Einladend riefen, lief ich im Park hin und her

Traf die Dichter rings in den Tannen.

Czechowski kam klagend den Hauptweg entlang

0 meine Leber rief er fressen die Geier

Ich weiß nicht wo ich fürderhin bin

Aus der Harfe des kopflosen Orpheus

Hörte Edi das Sirren und nickte.

Leising und Mickel lehnten am steinernen Söller

Als eben der Mond über Jüterbog makellos aufging

Sie tranken spanischen Rotwein von Fries

Und skandierten herrliche Stücke, Grabbe

Hatte den Finger ins Windlicht gesteckt

Und machte Elke eine lange Erklärung. Braun

Dachte einesteils andrerseits und erwog den Gedanken

Sein Schauspiel zum siebten Mal zu verändern

Da trieben uns die reinsten Akkorde

Die Stufen hinunter und ich riß die Tür auf.

...[32]

 

Wollte man nun alle An-Dichtungen graphisch erfassen, ergäben sich weitaus kompliziertere Polygramme, als sie Gerrit-Jan Berendse in seiner Dissertationsschrift vorstellte. Peter Gosses „Hymne in Rainers Garten“[33] wäre einzubeziehen, Adel Karaholis Braun-Hommagen[34] oder Manfred Jendryschiks „Gelegentlich A.E., Polemiker“[35]. Diese von der Literaturwissenschaft bisher viel zu wenig beachtete synchrone Vernetzungsdichte bedenkend, unternehme ich nun einen neuen Anlauf, den Begriff „Sächsische Dichterschule“ personal und zeitlich einzugrenzen. Ein diachroner Blick in die Literaturgeschichte seit der Aufklärung zeigt, dass literarische Gruppenbildungen eigentlich immer an Kleingruppen unter zehn unmittelbar Beteiligte gebunden, als Gruppenphänomen stets nur auf wenige Jahre bezogen und personengeschichtlich auf die jungen Erwachsenenjahre bis 35 beschränkt waren. Insofern plädiere ich für eine strenge Begriffseingrenzung, die aber anschlussfähig sein sollte für die geradezu phänomenalen Weiterungen einer DDR-spezifischen Lyrik-community. Legt man also die dargelegten Gruppierungskriterien zugrunde, die wesentlich auch auf der gegenseitigen Resonanzqualität in der ersten Hälfte der sechziger Jahre beruhen, wäre eine “Zehnerbande“ als Kern der „Sächsischen Dichterschule“ auszumachen: Karl Mickel, Volker Braun, Sarah und Rainer Kirsch, Heinz Czechowski, Adolf Endler, Elke Erb, Bernd Jentzsch, Richard Leising und B.K. Tragelehn. Liiert, verbunden, inspiriert und inspirierend, frühes Auffächern in noch andere Möglichkeiten lyrischer Subjektivitätsentfaltung vorzeigend, sehe ich Kito Lorenc, Wulf Kirsten, Peter Gosse, Adel Karasholi, Uwe Greßmann, Manfred Jendryschik, Andreas Reimann, Wolf Biermann, Kurt Bartsch dieser Kerngruppe nah. Zeitlich wäre eine Konstituierungsphase Ende der fünfziger bis Mitte der sechziger Jahre, eine Durchsetzungs- und Konsolidierungsphase bis Mitte der siebziger Jahre und eine Zerfallsphase bis Ende der siebziger Jahre zu unterscheiden. Dabei ist das Zusammenwirken gruppeninterner und externer Faktoren im literarischen Feld zu beachten. In der Konstituierungsphase konzentrierte sich die nur zu geringem Teil in der Öffentlichkeit geäußerte externe Kritik auf die vorgebliche Gegensatzkonstruktion von „jung“ und „alt“ in Gedichten Rainer Kirschs, Volker Brauns und Wolf Biermanns. Mitte der sechziger Jahre wurden die Angriffe seitens der Ideologen und bestallter Literaturwissenschaftler komplexer und prinzipieller vorgetragen: Nachdem Kunze und Biermann unter dem Schwerstdelikt „Sozialismusfeindlichkeit“ Publikationsverbot erteilt bekommen hatten, formierten sich im Umkreis der „Forum-Lyrik-Debatte“ die Schlachtordnungen. Weniger unter den Lyrikern, lediglich Uwe Berger ergriff die Gelegenheit, sich „salierisch“ für die Kränkungen seitens begabterer Kollegen durch Erbötigkeitsverrenkungen zu rächen, vielmehr die Literaturwissenschaft fuhr die Geschütze auf. Während Sylvia und Dieter Schlenstedt sowohl in der Debatte Partei für Mickel ergriffen als auch in einem Verlagsgutachten die noch nicht erschienene Mickel/ Endler-Anthologie „In diesem bessseren Land“ vehement und mit durchdachten Argumenten verteidigten[36], polemisierten Hans Koch, Edith Braemer und etwas später Horst Haase und Michael Franz auf politischer und poetologischer Ebene gegen die neue Lyrik. Ausgangspunkt waren die Antworten Czechowskis, Endlers, Cibulkas, Kunerts, Mickels und der Kirschs auf die Redaktionsfrage des Forum „Führt die neue Stellung des Menschen in der sozialistischen Gesellschaft, wie sie insbesondere durch die technische Revolution herbeigeführt wird, zu inhaltlichen und strukturellen Veränderungen der Lyrik?“[37] Tenor in den Dichter-Statements war zum einen das Insistieren auf die relative Autonomie und Eigengesetzlichkeit des Ästhetischen, zum zweiten Skepsis gegenüber einem linearen Fortschrittsbegriff, den die Fragestellung implizierte. Insbesondere Hans Koch witterte hier eine Kollektivverschwörung gegen die Kulturpolitik der Partei und warnte unmißverständlich: „Die Erscheinungen in der Lyrik ... sind in der Konsequenz geeignet, diesen gesetzmäßigen Fortschritt in der Hauptrichtung der sozialistischen Literatur zu lähmen und zurückzunehmen.“[38] Die neue Dichtung zeuge von der „Enge geistigen Lebens in kleinen Zirkeln“[39] und gerate in ihrem übersteigerten Subjektivismus und ihren Anleihen an modernistischer Literatur in die gefährliche Nähe der Dekadenz. Insbesondere Karl Mickels Gedicht „Der See“ galt Braehmer und Koch als exemplarisches Beispiel für die „hemmenden Tendenzen“ und Irrwege der neuen Lyrik. Edith Braemer reklamierte die Kategorien der Verständlichkeit und „Volksverbundenheit“, als sie der Lyrik Mickels allen Ernstes ihre „Mehrdeutigkeit“ vorwarf:

Wer gewollt mehrdeutig schreibt, muß sich schon gefallen lassen, mißverstanden zu werden... Wir legen nun einmal Wert auf eine der Wirklichkeit adäquate künstlerische Widerspiegelung, und wenn wir Mickel  mißvestanden haben, so möge er verständlicher dichten... So ist es noch eine Frage, ob der Leser viel verliert, der Mickels Texte nicht versteht“[40].

Die Forum-Debatte zeigte nicht nur den inquisitorischen Geist, der zu weiten Teilen noch die Literaturwissenschaft beherrschte, sondern offenbarte fundamentale Diskrepanzen im Literaturverständnis der Kombattanten: Hie Verpflichtung auf Ideologieillustration, Abbild, Repräsentanz, dort die Auffassung von Dichtung als tastender Vorstoß in Unbekanntes, als Sprachkunstwerk und Experiment, Zeugnis einer „arbeitenden Subjektivität“ (Dieter Schlenstedt). Noch auf dem VI. Schriftstellerkongreß der DDR 1969 nahm Max Walter Schulz das Gedicht „Schwarze Bohnen“ von Sarah Kirsch zum Anlaß, um der Verfasserin Dekadenz vorzuwerfen. Das kleine Gedicht evoziert in der Auflistung von einander gegenläufigen Tätigkeiten einen inneren Spannungszustand des sprechenden Ich, und es erscheint schwer vermittelbar, wie es die Literaturgewaltigen derart außer Fassung bringen konnte:

Nachmittags nehme ich ein Buch in die Hand

nachmittags lege ich ein Buch aus der Hand

nachmittags fällt mir ein es gibt Krieg

nachmittags vergesse ich jedweden Krieg

nachmittags mahle ich Kaffee

nachmittags setze ich den zermahlenen Kaffee

rückwärts zusammen schöne

schwarze Bohnen

nachmittags zieh ich mich aus mich an

erst schminke dann wasche ich mich

singe bin stumm[41]

Es nimmt nicht wunder, dass Adolf Endler fünf Jahre nach dem von Hans Koch verfügten Ende der Lyrik-Diskussion den angesammelten Zorn einem Aufsatz unter dem Titel „Im Zeichen der Inkonsequenz“ einschrieb, der in der kurzen Liberalisierungsphase nach dem VIII. Parteitag der SED 1971 in „Sinn und Form“ veröffentlicht werden konnte. In ihm verglich Endler einen Großteil der DDR-Literaturwissenschaft  zu Recht mit einer „Gouvernante, die den blühenden Garten der Poesie beschimpft“ und konstatierte „den vollkommenen Abbruch der Beziehungen zwischen Germanisten und Poeten“[42]. Die Tatsache, dass die Dichter der „Sächsischen Dichterschule“ in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre für die Schublade schreiben mussten, verstärkte die Frustration, aber auch das Zusammengehörigkeitsgefühl. Es setzte bei ihnen ein Prozeß der Desillusionierung ein, der in wirkungsästhetischer Hinsicht fruchtbar  zu Buche schlug und den Rainer Kirsch dergestalt beschrieb:

Man kann aber die Regel aufstellen, daß das Abwerfen von Illusionen den inneren Freiheitsraum vergrößert, also, nicht nur in der Kunst, Realismus wahrscheinlicher macht. Illusion 1 war, Gedichte könnten Maßgebliche dazu bringen, darin als ärgerlich beschriebene Zustände abzustellen; im Vokabular der Weimarer Klassik hieß das Fürstenerzichung. Illusion 2 meinte, die gleichen oder andere Gedichte könnten Massen blitzartig veranlassen, alte Denk- oder Verhaltensgewohnheiten gegen bessere zu wechseln, der Effekt heißt in der Religionsgeschichte Bekehrung. Die Wirkweise von Kunst ist nun aber nach aller Erfahrung homöopathisch und allmählich, gleicht also eher dem Mahlen der Mühlen Gottes. Poesie kann auf die Dauer im Leser Sensibilisierung hervorrufen, deren jede auf Humanismus ausgehende Gesellschaft dringend bedarf.(...) sie benutzt und benötigt diese Sensibilisierung, um Einsichten über das Befinden des Ich gegenwärtigen Welt, die anders nicht mitzuteilen gehen, an höchst seltsamen und alltäglichen Gegenständen einem ernsten Spiel aufleuchten zu lassen. Etwas durch Poesie evident erleben muß aber nicht heißen, daß man es praktisch verwerten kann; feinere Stufen des Urteilens, Liebens und Lebens sind schon viel, die Entwürfe oder Ahnungen schöneren gesellschaftlichen Zusammenlebens, die Poesie ausdrücklich oder im Verschweigen enthält, wären keine, wenn sie sich gleich einlösen ließen.[43]

In den seltsamen frühen siebzigern der die DDR in den Ruin treibenden ökonomischen Restauration und der kulturellen Kleinliberalisierung erschienen wichtige Gedicht- und Essaybände von Protagonisten der „Sächsischen Dichterschule“: Endlers „Sandkorn“[44], Brauns „Gegen die symmetrische Welt“[45], Sarah Kirschs „Zaubersprüche“[46], Czechowskis „Schafe und Sterne“[47], Mickels „Eisenzeit“[48]. Es war übrigens eine hohe Zeit der Essayistik, Czechowskis „Spruch und Widerspruch“[49], Mickels „Gelehrtenrepublik“[50] oder Brauns „Es genügt nicht die einfache Wahrheit“[51] sammelten Mitte der siebziger Jahre die kunsttheoretischen Bemühungen, eine lyrische DDR-Moderne auch poetologisch zu verorten. Das Pathos des jugendlichen Aufbruchs in einer „jugendlichen Gesellschaft“, des „Hinüberarbeitens in die freie Gesellschaft“[52] war nun einem insistierenden Fragen gewichen: Sarkastisch Endler: „Daß man ihn endlich aus dem Land rausschlage / Auf jede Antwort weiß das Schwein die Frage“ („Der Unbequeme“[53], 1971), melancholisch Czechowski: „Natürlich ihr fragt mich / Warum diese Traurigkeit / Warum immer wieder die Rückkehr / Zu diesen Stätten des Unmuts / Doch ihr müßt schon gestatten / Daß Fra­gen gestellt werden / Nach all euren vielen Antworten!“(„Unvollendeter Brief“[54]), Volker Braun im Blochschen Impetus: „An diesem Ar­beitstag frage ich mich / Unerwarteterweise, in einer Halle / Die vor Hitze flimmert, daß ich die Hände ver­wechsle:/ Was erwarte ich noch von mir/ oder von euch?“[55]. Volker Braun läßt seine Redefigur in einem 1974 veröffentlichten Gedicht immer wieder auf den Satz zurückkommen: „Das kann nicht alles sein.“ Die seltsam verheißende Überschrift über dem Langtext: „Allgemeine Erwartung“. Von der allerdings ging späterhin in der DDR-Lyrik keine Rede mehr. War sie doch zunehmend zu einem allgemeinen Warten - Beckett läßt grüßen - und oft genug zum bit­teren Eingeständnis verwarteten Lebens eingefroren, so daß weit mehr als „das kann nicht alles sein“ die Braunsche Formel vom „gebremsten Leben“[56] ein übergreifendes Zeitempfinden umschreiben konnte. Den Umschlagpunkt bildete bekanntlich die Biermann-Ausbürgerung, die noch einmal einige der Dichter zu einer gemeinsamen Aktion zusammenführte, zum öffentlich artikulierten Protest.  Die zurückblickenden Gedichte von Braun und Sarah Kirsch sind als Indizien von Verlusterfahrung zu lesen - nicht allein durch die politischen Umstände. Sie tragen im Untertext auch die Lösung von enger Gemeinschaftlichkeit mit sich, die wohl unabdingbar im Lebenslauf ist, durch äußere Bedingungen aber verschleiert wurde. Es ist deshalb auch kein Zufall, dass erst Ende der siebziger Jahre, als die „Sächsische Dichterschule“ sich anschickte, in die Literaturgeschichte zu musealisieren, sich durch Endlers Invektive (nachdem sich so hehre Bezeichnungen wie „Plejade“ nicht haben durchsetzen können) eine griffige Gruppenbezeichnung nicht nur anbot, sondern von der nichtdeutschen Germanistik sofort aufgegriffen wurde. Der bemerkenswerte Unterschied zu anderen Dichterkreisen des 20. Jahrhunderts, die in Bildung, Etablierung und Zerfall gar nicht zufällig ähnliche Verläufe zeigten, besteht darin, dass es nicht nur ein, zwei oder drei Protagonisten gab, die wie Becher und Arendt aus expressionistischen Zusammenhängen, Artmann aus der Wiener Schule, Arp und Schwitters aus den DaDa-Zirkeln eine lebenslange Dichter-Laufbahn von europäischer Ausstrahlung begründen konnten, sondern dass gleich ein Schock von Dichternamen die „highlights“ deutschsprachiger Poesie des 20. Jahrhunderts mitrepräsentiert. Die Gruppenkonstruktion ist auch deshalb immer anfechtbar, weil die Rekonstruktion der dichterischen Biographien sich mit Recht auf die frühzeitige Ausprägung unverwechelbarer Subjektivitäten berufen kann, die sich dann ja auch erkennbar auseinanderbewegten: Czechowski zum melancholisch grundierten Parlando und sentenziösen Gelegenheitsgedicht, Braun zur Büchnerschen Analyse von Repressionssystemen in Beziehung zu den Begehren des leiblichen Menschen und Grabungen ins Geschichtete, Archäologien nach „dem Massaker der Illusionen“[57], Mickel zur versuchten Klassizität in formstrenger Union von Plebejerattitüde und hohem Ton, Sarah Kirsch zur sensualistischen Wahrnehmungsromantik der einfachen Dinge mit Störtönen usw. . Die Wende-Verwerfungen brachten es auch mit sich, dass Verbundenheiten in erbitterte Feindschaften umschlugen, wenn man etwa an die grotesken Interventionen Czechowskis denkt, Volker Braun den Büchner-Preis aberkennen zu lassen. Wenigstens hier trifft der „furor melancholicus“ zu, den Wolfgang Emmerich in seinen Aufsätzen nach 1990 den Autoren aus der DDR ein wenig vorwurfsvoll bescheinigt[58]. Mit dem zeitlichen Abstand verwischen sich in dem Maße Grenzen, wie etwa die von Endler 1978 noch als eigene Generation abgesetzten Wulf Kirsten, Peter Gosse, Andreas Reimann ja inzwischen ein Gesamtwerk vorgelegt haben, dessen Verbindung zur sächsischen Dichterschule mit Händen zu greifen ist und im Falle der beiden letzteren nur durch das krude Durcheinander von Absichtlichkeiten und Zufällen im westdeutsch dominierten Literaturbetrieb der Gegenwart unter der verdienten Würdigung geblieben ist.

Die „Sächsische Dichterschule“ und die ihr nahestehenden Dichterinnen und Dichter begründeten, seit endlich auch die westdeutsche, die amerikanische, französische und englische Germanistik und literarische Öffentlichkeit verstärktes Interesse zu bekunden begann, den bis heute schwer anfechtbaren  hohen Ruf der DDR-Lyrik, der zuvor eher durch die großen Solitäre Arendt, Bobrowski und Huchel vorbereitet wurde, sieht man von der eher politisch intendierten Rezeption Kunerts, Kunzes und Biermanns in den sechziger Jahren einmal ab. Wie sehr die „Sächsische Dichterschule“ insgesamt die deutschsprachige Lyrik in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts geprägt hat, läßt sich unschwer mit einem Blick auf die rumäniendeutsche Dichtung der siebziger / achtziger Jahre erkennen, vor allem aber in der Wirkung auf nachfolgende Dichtergenerationen: Die „Zwischengeneration“ der etwa zehn Jahre Jüngeren hatte sich an den gesetzten Standards hart genug abzuarbeiten; kein Wunder, dass sie insbesondere die feine Ironie Mickels besonders goutierte. Wilhelm Bartsch, Thomas Rosenlöcher und Richard Pietraß[59] schrieben in den siebziger Jahren Mickel-Palimpseste, denen diese Schwierigkeiten eingeschrieben sind. Von Thomas Rosenlöcher bis Uwe Kolbe, von Brigitte Struzyk bis Kerstin Hensel oder Steffen Mensching: Das „Abreiben“ an der Lyrik dieser Generation gehörte zum Initiationsprogramm. Es ist hinlänglich bekannt, dass Adolf Endler und Elke Erb in den achtziger Jahren zu den entschiedenen Förderern der Literatur im „Prenzlauer Berg“ avancierten, dass Mickel sich etwa für Bert Papenfuß einsetzte und Volker Brauns Dichtungsverständnis zeitweise als Abstoßungsfolie herhalten musste. Weniger bekannt ist, dass sich die in den neunzigern aus Westdeutschland in den Prenzlauer Berg verpflanzte jüngste Dichterszene mit allergrößtem Interesse dem eben noch Verfemten zuwendet. Rainer Kirsch hatte zuzeiten mit Benn die Maxime ausgegeben, „hinterlassungsfähige Gebilde“ herzustellen. Mir scheint, übrigens mit Seitenblick in die jüngsten Jahrbücher der Lyrik“, eben deshalb die „Sächsische Dichterschule“, obzwar längst historisierbar, in der stacheligen Lebendigkeit ihrer nahen und näheren Protagonisten, mit der Erfahrung gelebter Utopie ins schaurige 21. Jahrhundert hinüberzuleuchten: Zumindest in der „Geisterstunde“, wie der letzte Gedichtband des 2001 gestorbenen Karl Mickel überschrieben ist und der mit Versen auf Wilhelm Pieck anhebt:

Wilhelm Pieck

Jetzt immer öfter begegnen mir

Meine Toten, ja fast allnächtlich

Erscheint mir einer. Letzte Nacht Pieck

Ganz abgemagert und durchsichtig vom So‑lange‑tot‑Sein.

 

Er kam die Treppe herunter die ich hinaufstieg

Und hielt sich am Geländer. Ich bat ihn:

Bitte sagen Sie doch der Partei

Sie möge die Kapitalverflechtungen analysieren

Und klar aussprechen, in wessen Interesse Milosevic den

Keil treibt

Zwischen Europa und Rußland.

 

Tiefer Gram verschattete seine Züge.

Er sprach:

Wenn jene nicht damals versagt hätten bei der Analyse des Sozialismus

Müßten diese nicht heute versagen bei der Analyse des Kapitals.[60]


[1] Adolf Endler, DDR-Lyrik Mitte der Siebziger. Fragment einer Rezension. In: Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik 7/1978, S. 72.

[2] Adolf Endler, Sarah Kirsch und ihre Kritiker. In: Sinn und Form 1/1975, S. 163f.

[3] Elke Erb, Zufälle und Geduld. In: Elke Erb, Der Faden der Geduld, Berlin und Weimar 1978, S. 11.

[4] Adolf Endler, DDR-Lyrik Mitte der Siebziger. Fragment einer Rezension, a.a.O., S. 72.

[5] Ebenda.

[6] Ebenda.

[7] Gerrit-Jan Berendse, Die „Sächsische Dichterschule“. Lyrik in der DDR der sechziger und siebziger Jahre. Bochumer Schriften zur deutschen Literatur 14, Peter Lang Frankfurt a.M. Bern New York Paris 1990, S. XIII.

[8] Vgl. Wolfgang Emmerich, Kleine Literaturgeschichte der DDR, Erweiterte Neuausgabe, Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig 1996, S. 224ff.

[9] Hermann Korte, Energie der Brüche. Ein diachroner Blick auf die Lyrik des 20. Jahrhunderts und ihre Zäsuren. In: Lyrik des 20. Jahrhunderts. Sonderband Text + Kritik XI/99, München 1999, S.

[10] Vgl. z.B. Wolfgang Emmerich, Kleine Literaturgeschichte der DDR, a.a.O., S. 225.

[11] Gerrit-Jan Berendse, Die „Sächsische Dichterschule“. Lyrik in der DDR der sechziger und siebziger Jahre, a.a.O., S. X.

[12] Volker Braun, Die Verhältnisse zerbrechen. Rede zur Verleihung des Georg-Büchner-Preises 2000. Mit der Laudatio von Gustav Seibt, Frankfurt/M. 2001, S. 13.

[13] Volker Braun, Dresdens Andenken. In: Wir befinden uns soweit wohl. Wir sind erst einmal am Ende. Äußerungen, Frankfurt/M. 1998, S. 113.

[14] Volker Braun, Definition. In: Training des auf­rechten Gangs. Halle-Leipzig 1979, S. 59.

[15] Ebenda.

[16] Gerhard Wolf (Hg.), Bekanntschaft mit uns selbst, Halle / Saale 1964.

[17] Vgl. Holger Brohm, Die Koordinaten im Kopf. Gutachterwesen und Literaturkritik in der DDR in den 1960er Jahren, Berlin 2001, besonders das Kapitel „’Nach einem Abend’. Diskussionen um die ‚Junge Lyrik’ 1962/63“, S. 43 – 64.

[18] Peter Gosse, Anstelle eines Nachworts, in: Peter Gosse, Mundwerk. Essays, Halle-Leipzig 1983, S. 148.

[19] Rainer Kirsch, meinen Freunden, den alten Genossen, in: Rainer Kirsch, Ausflug machen, Gedichte, Rostock 1980, S. 12.

[20] Volker Braun, Anspruch, in: Volker Braun, Texte in zeitlicher Folge, Band 1-10, Halle 1989-93, Band 1, S. 51.

[21] Joachim Schreck (Hg.), Saison für Lyrik. Neue Gedichte von siebzehn Autoren, Berlin und Weimar 1968.

[22] Elke Erb, Elke Erb stellt ihren Standpunkt zu der Lyrik-Anthologie von Adolf Endler und Karl Mickel zur Diskussion, in: Forum  20 (1966) 11, S. 18f.

[23] Rainer Kirsch, Über Karl Mickel, in: Rainer Kirsch, Amt des Dichters, Rostock 1979, S. 154.

[24] Karl Mickel, Gespräche mit Maurer, in: Karl Mickel, Schriften 5, Halle 2000, S. 495f.

[25] Wolfgang Emmerich, Kleine Literaturgeschichte der DDR, a.a.O., S. 225.

[26] Vgl. Rainer Kirsch, Sonett; Ballade, in: Rainer Kirsch, Ausflug machen, a.a.O., S. 27 bzw. S. 28; Karl Mickel, Gegensonett; Dritter Tag, in: karl Mickel, Odysseus in Ithaka. Gedichte 1957 - 1974, Leipzig 1976, S. 76 bzw. S.  77.

[27] Karl Mickel, Bier. Für Leising, in: Karl Mickel, Eisenzeit, Halle 1975, S. 40.

[28] Adolf Endler, Die düstere Legende vom Karl Mickel, in: Adolf Endler, Das Sandkorn, Halle 1974, S. 60.

[29] Elke Erb, Nachwort, in: Sarah Kirsch, Musik auf dem Wasser, Leipzig 1977, S. 94.

[30] Sarah Kirsch / Karl Mickel, Unser Lehrer, in: Gerhard Wolf (Hg.), Dichtung ist deine Welt. Selbstaussagen und Versuche zum Werk Georg Maurers, Halle 1973, S. 193.

[31] Volker Braun, Der Müggelsee, in: Volker Braun, Lustgarten. Preußen, Frankfurt a.M. 1996, S. 63

[32] Sarah Kirsch, Reisezehrung, in: Sarah Kirsch, Sämtliche Gedichte, München 2005, S. 214 – S. 218, hier S. 217.

[33] Peter Gosse, Hymne in Rainers Garten, in: Peter Gosse, Ausfahrt aus Byzanz, Halle / Leipzig 1982, S. 7.

[34] Vgl. Adel Karasholi, Daheim in der Fremde, Halle / Leipzig 1984

[35] Manfred Jendryschik, Gelegentlich A.E., Polemiker, in: Manfred Jendryschik, Die Ebene, Halle / Leipzig 1980, S. 72.

[36] Das Außengutachten von Silvia und Dieter Schlenstedt ist nachzulesen in der verdienstvollen Arbeit Holger Brohms: Die Koordinaten im Kopf. Gutachterwesen und Literaturkritik in der DDR in den 1960er Jahren. Fallbeispiel Lyrik, Berlin 2001, S. 260 – 264.

[37] Redaktion Forum, In diesem besseren Land. Forum-Lyrik-Debatte, in: Forum 20 (1966) 8, S. 19.

[38] Hans Koch, Haltungen, Richtungen, Formen, in: Forum 20 (1966) 15 / 16, S. 10.

[39] Ebenda.

[40] Edith Braemer, Volksverbundenheit und Parteilichkeit, in: Forum 20 (1966) 15 / 16, S. 16f.

[41] Sarah Kirsch, Schwarze Bohnen, in: Sarah Kirsch, Sämtliche Gedichte, a.a.O., S. 79.

[42] Adolf Endler, Im Zeichen der Inkonsequenz. Über Hans Richters Aufsatzsammlung „Verse Dichter Wirklichkeiten“, in: Sinn und Form 23 (1971) 6, S. 1358 – 1366, hier S. 1363.

[43] Rainer Kirsch, Über Karl Mickel, a.a.O., S. 156.

[44] Adolf Endler, Das Sandkorn, Halle 1974.

[45] Volker Braun, gegen die symmetrische Welt. Gedichte, Halle 1974.

[46] Sarah Kirsch, Zaubersprüche, Berlin und Weimar 1972.

[47] Heinz Czechowski, Schafe und Sterne. Gedichte, Halle 1975.

[48] Karl Mickel, Eisenzeit. Gedichte, Halle 1975.

[49] Heinz Czechowski, Spruch und Widerspruch. Aufsätze und Besprechungen, Halle 1974.

[50] Karl Mickel, Gelehrtenrepublik. Aufsätze und Studien, Halle 1976.

[51] Volker Braun, Es genügt nicht die einfache Wahrheit. Notate, Leipzig 1975.

[52] Volker Braun, Wir und nicht sie. Halle 1970, S. 21.

[53] Adolf Endler, Der Pudding der Apokalypse, Frankfurt a.M. 1999, S. 27.

[54] Heinz Czechowski, Unvollendeter Brief, in: Heinz Czechowski, Schafe und Sterne, Halle 1974, S. 61.

[55] Volker Braun, Allgemeine Erwartung, in: Volker Braun, Gegen die symmetrische Welt, a.a.O., S. 55.

[56] Volker Braun, Das gebremste Leben, in: Volker Braun, Langsamer knirschender Morgen, Halle-leipzig 1987, S. 42f.

[57] Volker Braun, Nach dem Massaker der Illusionen, in: Volker Braun, Tumulus. Gedichte, Frankfurt a.M. 2000, S. 28.

[58] Wolfgang Emmerich, Status melancholicus. Zur Transformation der Utopie in der DDR-Literatur, in: Heinz Ludwig Arnold (Hg.): Literatur in der DDR. Rückblicke, München 1991, S. 234.

[59] Vgl. Richard Pietraß, Trümmerberg, in: Richard Pietraß, Notausgang, berlin und Weimar 1980, S. 8; Wilhelm Bartsch, Epistel, in: Wilhelm Bartsch, Übung im Joch, Berlin und Weimar 1986, S. 39; Thomas Rosenlöcher, Die Entleerung, in: Thomas Rosenlöcher, Ich lag im Garten bei Kleinzschachwitz, Berlin und Weimar 1982, S. 41.

[60] Karl Mickel, Wilhelm Pieck, in: Karl Mickel, Geisterstunde, Göttingen 2005, S. 7.